Genaugenommen sollte der Büroarbeitsplatz seit Erfindung des noch internetlosen Computers schon ohne Papier auskommen. Allerdings war es von Anfang an eine große Versuchung, die mit den neuen Fonts formatierten Briefe und Schriftstücke auch mit dem Tintenstrahl- oder Laserdrucker herauszugeben und auf Papierlayout zu sehen. Es gab soviel wichtiges, was man unbedingt nach Abschalten des Bildschirms nochmal in Ruhe auf dem Sofa lesen wollte, zu lange auf den Bildschirm zu starren galt schließlich als ungesund. Die Hinweisschilder, die man früher teuer drucken lassen musste, konnten nun selbst angefertigt werden. Was man sonst auf Klebezettel geschrieben hat, konnte auch in eine Textdatei, die man zur Sicherheit nochmal druckte, damit man den Arbeitsplan auch noch zur Verfügung hatte, wenn der Computer augeschaltet war. Die ersten Pixelgrafiken, die ersten gescannten Fotos, alles, was irgendwie entfernt nach kreativer Anregungs aussah, musste dringend ausgedruckt werden, wer weiß, wozu man das alles nochmal gebrauchen konnte. Ganze Regalbretter füllten sich mit Akten voller Ausdrucke!
Als die ersten www-Seiten online gingen, war es eine Offenbarung zu erleben, wie der Browser sie auf DIN A4-Format zurecht stutzte und zum Ausdruck fit machte. Meine Seiten bei der Internationalen Stadt habe ich zum Glück ausgedruckt, sonst wüsste ich heute gar nicht mehr, dass sie optisch und formal schon etwas ähnliches wie Blogeinträge waren. Stefan Münz‘ Anleitungen zur html-Codierung habe ich ausgedruckt, damit ich sie bei der Arbeit auf dem Klo lesen konnte. Es sollte schließlich keiner sehen, dass ich das ganze erst noch lernen musste.
Waren das Zeiten! Aber die Papierberge – fünfmal mehr Verbrauch als zur Schreibmaschinenzeit!