Der kybernetische Ort

Betritt man das Internet zum ersten Mal, entsteht schnell der Eindruck, dass sich grenzenlos viele neue Räume öffnen. Dabei ist „betritt“ schon zuviel interpretiert, denn man schreitet natürlich überhaupt nicht. Man sitzt am Schreibtisch, der Cyberspace entsteht im Kopf. Selbst aufwendige 3D-Animationen können nicht darüber hinwegtäuschen, dass man im WWW, in Newsgroups und bei den E-Mail-Diensten hauptsächlich Texte zu sehen bekommt.

Die Vorstellungswelten, die sich durch Bücher entwickeln, werden im Internet noch einmal erweitert – um eine soziale Dimension. Gerade die Newsgroups und Foren erscheinen einem Besucher schnell als ein öffentlicher Ort, an dem Informelles verbreitet und Streit ausgetragen wird, eine Entsprechung zu realen Marktplätze und Kneipen. „Im Internet habe ich gehört…“ heißt es dann, obwohl man etwas gelesen hat.
Mein erster Provider war dann logischerweise gleichzeitig eine Kunst-Community und hieß die Internationale Stadt. Man betrieb Informationsarchitektur und Navigation, die „Einwohner“ designen sich ihre Wohnungen. Der Begriff Web-„Site“ ist selbst eine Orts-Metapher: eine Mietwohnung im Netz.

Stadt als Internet-Symbol hat nur einen Nachteil: es ist extrem unzureichend. Die Daten sind beweglich und definitiv nicht dreidimensional. Also nicht einmal Dark City. Oder Inception.
Also: kein Raum. Auch kein rechtsfreier …