Geheimabsprachen

Das Internet befördert die Idee einer neuen Transparenzkultur, nicht erst seit Wikileaks. Wenn es so leicht ist, Fakten in Daten umzuwandeln, ist es nur logisch, alles Digitalisierbare zu publizieren. Die Anhänger einer neuen Datenöffentlichkeit („Spackeria„) plädieren für eine Neugewichtung der Öffentlichkeit und Privatsphäre, zugunsten eines öffentlicheren Auftretens aller. Die Forderung der Datenschützer nach mehr Datensparsamkeit für Bürger einerseits und mehr Transparenz für den Staat, wäre nach dieser Argumentation zumindest für den ersten Teil obsolet.

Veröffentlichen ist leicht – umso mehr erregt es den Verdacht der neuen Mediennutzer, wenn sich Entscheider aus Politik und Wirtschaft „informell“ treffen, keine Tagesordnung bekanntgeben und im Anschluss nichts über die Ergebnisse verlautbaren lassen. Seit den Freimaurern gibt es Gerüchte über die Existenz von Geheimlogen, die die Geschicke der Staaten lenken, ungefragt und über die Köpfe der „Untertanen“ hinweg. Das wird naturgemäß von mündigen Bürgern als skandalös empfunden. Besonders argwöhnisch beäugt wird zum Beispiel die Bilderberg-Gruppe: ein jährliches Treffen der globalen Politiker-Elite mit der Wirtschafts- und Finanzindustrie und ausgewählten Medienvertretern, die nichts über die Konferenz berichten dürfen. Dank Internet wird mittlerweile eine Tagesordnung veröffentlicht, aber erst nach Abschluss der Tagung.

Schon in der Vergangenheit wurde eine geheime militärische Organisation namens Gladio heftiger kritisiert, die allem Anschein nach zur Abwehr von Einflüssen aus den Staaten des Warschauer Vertrages diente und sich dabei nicht scheute, selbst Terrormaßnahmen zu initiieren.

Auch im heutigen politischen Alltag kommen verdeckte Absprachen häufig genug vor. Mittlerweile reichen schon Geheimhaltungsklauseln bei Privatisierungsverträgen in den Kommunen aus, um Volksabstimmungen und Misstrauensvoten hervorzurufen. Parlamentarier sollten ihre Parteien fragen, wozu nichtöffentliche Fraktionssitzungen nötig sind. Womöglich noch mit Twitterverbot.
Schräge Verschwörungstheorien gibt es im Netz immer noch, die Chemtrails z.B. verpesten unsere Luft, von verschiedensten Giften, Strahlen und Morden an Politikern gar nicht zu sprechen. Und es gibt fefes Blog.