Das Hase-und-Igel-Problem

Die Kreativbranche wird häufig gelobt für ihre Zukunftsfähigkeit und enorme ökonomische Zugkraft. Warum nur habe ich dagegen den Eindruck, dass ich nur noch Aufträge bekomme, die immer arbeitsaufwändiger werden und dabei aber immer schlechter bezahlt sind? Thema ist also die „Selbstausbeutung“. Nun höre ich jemanden schreien: „Selbst schuld! Frauen verhandeln eben nicht hart genug!“

Ich weiß nicht. Einerseits sind meiner Erfahrung nach die härtest verhandelten Jobs auch die mit der gruseligsten Arbeitsatmosphäre. Auf Dauer möchte ich mir das nicht antun. Andererseits wartet an der nächsten Wegbiegung schon der/die Konkurrent/in mit dem niedrigeren Angebotspreis. Ich mache ein Angebot aufgrund einer ordentlichen Kalkulation und -schwupps- „Ich bin schon da!“, sagt der nette Mitbewerber von nebenan. Kann nur der Hase-und-Igel-Trick sein, denke ich mir. Ich bin geneigt zu glauben, dass diese Herrschaften von irgendwo quersubventioniert werden.

Dann kommen die nächsten Kunden, die ein Angebot einfordern: Eine gemeinnützige Einrichtung, alles sehr nette Leute, die ehrenamtlich arbeiten, aber für eine Website wollen sie natürlich etwas zahlen. Ein Angebot haben sie schon, von jemandem, der das als ein erstes Referenzprojekt nach seiner Fortbildung bräuchte. Himmel, wo bin ich denn hier gelandet?